Beschreibung
Beschreibung
Am Marienplatz stehen zwei Rathäuser – und das ältere wirkt auf den ersten Blick schlichter als sein prunkvolles Gegenstück auf der Nordseite. Tatsächlich ist das Alte Rathaus aber über 400 Jahre älter als das Neue Rathaus. Der gotische Giebelbau mit dem markanten Turm schließt den Marienplatz nach Osten ab und gehört zu den ehrwürdigsten Gebäuden der Stadt. Einst Sitz des Münchner Stadtrats, dient es heute repräsentativen Zwecken und beherbergt sogar ein Museum. Hier erfährst du, was das Alte Rathaus ausmacht: von seiner bewegten Geschichte bis zu den Angeboten im Turm.
Die Wurzeln des Alten Rathauses reichen weit zurück. Bereits 1310 wird an dieser Stelle ein Rathaus in den Urkunden erwähnt. Damals endete hier auch die Stadtmauer, deren Talburgtor – das „Untere Tor“ – später zum Rathausturm umgebaut wurde. Ein Gewitter setzte dem mittelalterlichen Rathaus ein jähes Ende: 1460 schlug ein Blitz ein und zerstörte den Bau fast vollständig. Doch München baute sein Zentrum schnell wieder auf. Zwischen 1470 und 1480 errichtete der Werkmeister Jörg von Halsbach – derselbe Baumeister, der auch die Frauenkirche schuf – das Rathaus neu im spätgotischen Stil. Herzstück war der große Festsaal im Obergeschoss, ausgestattet mit einer beeindruckenden Holzdecke und farbenfrohen Wappen. Hier standen auch einst die berühmten Moriskentänzer – geschnitzte Figuren, die einen beliebten Tanz der Zeit darstellen. Diese schufen Münchens Bildhauer um 1480; heute siehst du nur Kopien im Saal, die Originale werden im Stadtmuseum aufbewahrt. Über die Jahrhunderte wurde das Alte Rathaus immer wieder umgestaltet. Im Barock bekam der Turm eine Zwiebelturmhaube, später wurde die Fassade im Stil des Historismus wieder „regotisiert“ (1861–1864), um dem ursprünglichen gotischen Aussehen näherzukommen. 1874 zog die Stadtverwaltung ins neu erbaute Neue Rathaus um – erst ab diesem Zeitpunkt spricht man vom „Alten“ Rathaus. Danach brach man im Erdgeschoss eine Durchfahrt auf, um den Verkehr vom Marienplatz in die Straße Tal zu leiten. Eine der dunkelsten Stunden erlebte das Gebäude in der NS-Zeit: 1938 wurde hier mit einer Rede ein Pogrom eingeleitet. Im Zweiten Weltkrieg trafen Bomben das Alte Rathaus schwer. Der Turm stürzte ein und musste 1944 ganz abgetragen werden. Nach Kriegsende wollte München sein historisches Rathaus zurück. Zwischen 1953 und 1958 rekonstruierte man den Saalbau originalgetreu, und 1971–1974 wurde der 56 Meter hohe Turm nach alten Plänen wieder aufgebaut. Auch die neugotische Stufengiebel-Fassade wurde restauriert und prägt wieder das vertraute Bild am Marienplatz. So erstrahlt das Alte Rathaus heute äußerlich in jenem gotischen Gewand, das es vor Jahrhunderten trug – ein sichtbarer Link zur Vergangenheit mitten in der modernen Innenstadt.
Obwohl hier kein Stadtrat mehr tagt, ist das Alte Rathaus weiterhin lebendig. Im historischen Festsaal im ersten Stock – früher auch „Tanzhaus“ genannt – finden noch immer feierliche Veranstaltungen der Stadt statt. Wenn die Stadt München verdiente Persönlichkeiten ehrt oder Gedenkfeiern abhält, bieten die hohen Mauern und die kunstvolle Holzdecke eine würdige Kulisse. Für gewöhnliche Besucher ist der Festsaal zwar nicht täglich geöffnet, doch allein von außen lässt sich erahnen, welche Pracht sich hinter den Mauern verbirgt. Durch das Erdgeschoss führt eine breite Torhalle: Hier verläuft die Straße „Im Tal“ direkt unter dem Rathaus hindurch. Dieser Durchgang verbindet den Marienplatz mit der Altstadt Richtung Isartor und erinnert daran, dass an dieser Stelle schon im Mittelalter ein Stadttor stand. Wenn du durch den Bogen spazierst und nach oben blickst, siehst du die gotischen Arkaden und Fenster – ein kurzer Blick in die Architektur vergangener Zeiten, den du direkt im Alltag mitnehmen kannst.
Für Besucher besonders interessant ist der Rathausturm selbst. Auf vier Stockwerken befindet sich dort seit 1983 das Münchner Spielzeugmuseum, ein liebevoll gestaltetes Museum für historische Spielsachen. In den urigen Turmstuben entdeckst du Spielzeug aus vergangenen Jahrhunderten: kostbare Puppen, Teddybären, Eisenbahnen, Blechspielzeug und mehr. Die Sammlung geht auf den Künstler Ivan Steiger zurück und wird bis heute privat geführt. Der Besuch ist ein Vergnügen für Jung und Alt – nicht nur an Regentagen. Zwischen all den Puppenstuben, Modelleisenbahnen und Spielzeugburgen fühlst du dich vielleicht selbst wieder ein Stück in die eigene Kindheit versetzt. Und das Beste: Dieses kleine Museum liegt direkt am Marienplatz, im Turm des Alten Rathauses – ein kurzer, ruhiger Abstecher mitten im Trubel der Innenstadt, den du spontan einplanen kannst.
Damit verbindet das Alte Rathaus Vergangenheit und Gegenwart auf engem Raum. Die Jahrhunderte alte Bausubstanz wird weiterhin genutzt und mit Leben gefüllt – sei es durch offizielle Feste im Saal oder staunende Kinderaugen im Spielzeugmuseum. Wenn du das nächste Mal am Marienplatz stehst, lohnt sich also ein genauerer Blick nach Osten: Das Alte Rathaus erzählt dir auf Schritt und Tritt Münchner Geschichte und lädt dich ein, in alte Zeiten einzutauchen.
Altes Rathaus
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