Im Norden Münchens findest du eine ruhige grüne Oase der Erinnerung: den Nordfriedhof. Mit über 34.000 Grabstätten zählt er zu den größten Friedhöfen der Stadt. Angelegt wurde er 1884 von der damals noch eigenständigen Gemeinde Schwabing – nicht zu verwechseln mit dem Alten Nordfriedhof in der Maxvorstadt, der bereits 1868 eröffnet wurde. Der Nordfriedhof liegt an der Ungererstraße im Stadtteil Schwabing-Freimann und ist bis heute letzte Ruhestätte für Generationen von Münchnern, darunter auch einige bekannte Persönlichkeiten. Trotz seiner Funktion als Friedhof wirkt die parkartige Anlage keineswegs trostlos: Alte Bäume, gepflegte Wege und kunstvolle Grabdenkmäler schaffen eine friedvolle Atmosphäre, die zum Innehalten einlädt.

Der Name Nordfriedhof steht in München nicht nur für den Friedhof selbst, sondern auch für das umliegende Viertel – dank der gleichnamigen U-Bahnstation. Seit 1971 fährt die Linie U6 hier den Bahnhof Nordfriedhof an, der auf der ersten Münchner U-Bahnstrecke eröffnet wurde. Der Bahnhof liegt unter der Ungererstraße direkt beim Friedhof und diente gestalterisch sogar als Prototyp für die frühen U-Bahn-Stationen Münchens: Architekt Paolo Nestler entwarf ihn mit klaren Linien, an denen sich die Designs der anderen Bahnhöfe orientierten. Ein besonderes Stück Stadtgeschichte findest du am nördlichen Ausgang: Genau hier rammte der bayerische Ministerpräsident am 1. Februar 1965 symbolisch den ersten Stahlträger für den Bau der Münchner U-Bahn in den Boden – ein kleines Denkmal vor dem Stationsgebäude erinnert noch heute an diesen historischen Moment. Durch die Präsenz der Station hat sich „Nordfriedhof“ als Bezeichnung für das umliegende Wohnviertel eingebürgert. Orientierst du dich also in München, kann Nordfriedhof je nach Kontext sowohl den Friedhof als auch die U-Bahnstation oder die Gegend meinen.
Wie viele große Friedhöfe Münchens verdankt der Nordfriedhof seine Entstehung dem Wachstum der Stadt im 19. Jahrhundert. Die innenstadtnahen Friedhöfe stießen an ihre Kapazitätsgrenzen, sodass 1884 die Gemeinde Schwabing vor den Toren Münchens einen neuen Friedhof eröffnete. Schwabing war zu dieser Zeit noch eigenständig und legte den Nordfriedhof als modernen Zentralfriedhof für das nördliche Umland an. In den folgenden Jahren erhielt die Anlage ihr markantes Aussehen: Zwischen 1896 und 1899 ließ Stadtbaurat Hans Grässel die beeindruckende Aussegnungshalle, eine Leichenhalle und die umgebende Friedhofsmauer errichten. Der weitläufige Friedhof mit seinen geometrischen Wegen und klassizistischen Elementen galt bald als Vorzeigeprojekt für zeitgemäße Bestattungskultur um 1900.
Auch im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Nordfriedhof weiter. Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Friedhofsanlage selbst weitgehend intakt, doch nach Kriegsende schuf man einen Ehrenhain für die Opfer der Bombenangriffe: Ein großes Gemeinschaftsgrab mit den Überresten von 2.099 Kriegstoten wurde 1950 zu einer Gedenkstätte umgestaltet. In den 1950er-Jahren entstand zudem ein ungelöstes Rätsel: 1958 verschwanden die beiden steinernen Sphingen am Halleneingang spurlos – bis heute ist unklar, wohin sie gekommen sind. Die Friedhofsverwaltung beschloss schließlich, diese Verluststücke zu ersetzen, und ließ originalgetreue Kopien der mystischen Figuren anfertigen. Seit 2019 bewachen nun zwei rekonstruierte Sphinx-Statuen wieder feierlich den Eingang der Aussegnungshalle. Ebenfalls einer neuen Bestattungskultur trug man Rechnung: 1962 wurde im nördlichen Areal eine moderne Urnenhalle nach Plänen des Architekten Eugen Jacoby hinzugefügt, um der wachsenden Zahl an Urnenbeisetzungen gerecht zu werden. Heute präsentiert sich der Nordfriedhof als Ort, der Geschichte und Gegenwart verbindet – ein Friedhof und zugleich ein stiller Park, in dem du zwischen historischen Gräbern die besondere Atmosphäre von Kunst, Kultur und Natur erleben kannst.
tipps-muenchen.de © 2025 — Eine Plattform der MLK Digital Ltd.
tipps-muenchen.de © 2025 – Eine Plattform der
MLK Digital Ltd.