Beschreibung
Beschreibung
Die Glyptothek am Münchner Königsplatz ist ein einzigartiges Museum für antike Skulpturen. Sie wurde auf Veranlassung von König Ludwig I. im Jahr 1830 eröffnet und diente dazu, die wachsende Sammlung griechischer und römischer Marmorstatuen des kunstbegeisterten Monarchen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Entworfen vom Hofarchitekten Leo von Klenze, gilt der klassizistische Bau mit seiner tempelartigen Fassade und den gewölbten Innenräumen als architektonisches Meisterwerk des Neoklassizismus. Die Glyptothek ist Münchens ältestes öffentliches Museum und weltweit das einzige Museum, das ausschließlich der antiken Skulptur gewidmet ist. Ein Besuch in diesem “Tempel der Kunst” ermöglicht dir einen faszinierenden Einblick in die Welt der griechischen und römischen Antike – fernab von trockenem Lehrbuchwissen.
Schon lange vor der Erbauung der Glyptothek sammelten die bayerischen Wittelsbacher Herrscher antike Kunstwerke. Einige wenige Skulpturen der heutigen Sammlung stammen aus dem alten fürstlichen Besitz und standen ursprünglich im Antiquarium der Münchner Residenz – darunter als berühmtestes Beispiel die „Trunkene Alte“, eine römische Marmorfigur aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Den entscheidenden Impuls für ein eigenes Museum gab jedoch Kronprinz Ludwig (der spätere König Ludwig I.): Auf einer Italienreise 1804/05 entflammte seine Begeisterung für die antike Kunst. Bereits ab 1806 begann er – sehr zum Unverständnis seines Vaters Max I. Joseph – herausragende Skulpturen auf eigene Kosten zu erwerben. („Mein verrückter Sohn will wieder Geld ausgeben, … um alten Plunder zu kaufen“ schimpfte König Max I. in einem Brief über Ludwigs Sammelleidenschaft.) Unbeirrt verfolgte Ludwig sein Ziel, München in ein „Isar-Athen“ zu verwandeln. Er wollte nur „Werke ausgezeichneter Schönheit“ erwerben und scheute keine Kosten, um Meisterwerke der Antike nach Bayern zu holen. 1812 gelang ihm sein bedeutendster Coup: der Ankauf der Giebelskulpturen des Tempels von Aphaia auf Ägina. Diese Ägineten, eine Gruppe von Götter- und Heldenfiguren aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., wurden 1827 feierlich in der Glyptothek aufgestellt und gelten bis heute als Höhepunkt der Sammlung.
Die Glyptothek selbst wurde von 1816 bis 1830 nach Klenzes Plänen errichtet und 1830 als erstes öffentliches Museum Münchens der Bevölkerung übergeben. Über ein Jahrhundert lang präsentierte sich das Museum in prachtvoller Ausstattung mit farbigen Böden, Stuckdecken und Fresken. Im Zweiten Weltkrieg blieb jedoch auch die Glyptothek nicht verschont: 1944 trafen Bomben das Gebäude schwer, und ohne Schutzdach verfielen die aufwändigen Innenausstattungen in den Nachkriegsjahren zusehends. Zum Glück waren die antiken Skulpturen rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Ab 1947 begann der Wiederaufbau, und man entschied sich für eine bewusst schlichtere Gestaltung der Innenräume. Die Wände wurden in Sichtziegel belassen und hell getönt, einfache Kalksteinböden und große Innenhofffenster schaffen seitdem ein zurückhaltendes, aber wirkungsvolles Ambiente für die Exponate. 1972 wurde die Glyptothek in dieser reduzierten Form wiedereröffnet. Erst kürzlich, von 2018 bis 2021, erfuhr das Museum erneut eine behutsame Modernisierung, um die Präsentation der Skulpturen weiter zu verbessern und dir als Besucher ein noch eindrucksvolleres Erlebnis zu bieten.
Heute erwartet dich in 14 atmosphärischen Sälen eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen antiker Bildhauerkunst. Die ausgestellten Werke umfassen einen Zeitraum von der archaischen Epoche Griechenlands (ca. 650 v. Chr.) bis in die spätrömische Zeit um etwa 550 n. Chr. Du kannst die Entwicklung der griechischen Skulptur von den strengen frühen Kouros-Statuen über die vollendeten Meisterwerke der Klassik bis zu den expressiven Figuren des Hellenismus nachvollziehen. Daran schließen sich römische Porträtbüsten und Reliefs an, welche die Kunst und Geschichte der Kaiserzeit veranschaulichen. Dank der klaren Präsentation stehen die Marmorskulpturen frei im Raum vor schlichten Ziegelwänden, und durch hohe Fenster fällt reichlich Tageslicht auf die Kunstwerke. An sonnigen Tagen genießt du so eine Beleuchtung und Atmosphäre, die der Stimmung in antiken Tempelhallen nahekommt – ein Unterschied zu vielen Museen, der die antiken Figuren geradezu lebendig wirken lässt.
Zu den berühmtesten Exponaten der Glyptothek zählen zahlreiche Highlights, die du bestimmt aus Büchern oder Medien kennst. Allen voran steht der Barberinische Faun, eine kraftvolle Statue eines schlafenden Satyrs aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die zu den Hauptwerken hellenistischer Skulpturkunst gehört. Die bereits erwähnte Trunkene Alte fesselt durch ihre realistische Darstellung einer vom Wein gezeichneten Frau – ein ungewöhnlich lebensechtes Motiv der Antike. Familien werden der Knabe mit der Gans ins Auge fallen, eine humorvolle Figur eines Jungen, der mit einer Gans ringt. Die Statue der Friedensgöttin Eirene mit dem kleinen Plutos steht symbolisch für Frieden und Wohlstand und zeugt von der feinen Eleganz spätklassischer Bildhauerkunst. Auch die beiden Kouroi (Jugendstatuen) der Sammlung sind bemerkenswert: der Münchner Kouros und der Kouros von Tenea gehören zu den wenigen erhaltenen großformatigen Marmorstatuen aus der Frühzeit griechischer Kunst. Nicht zuletzt kannst du in der Glyptothek Porträtbüsten antiker Berühmtheiten bewundern – von griechischen Denkern und Dichtern bis zu römischen Kaisern. Und natürlich solltest du einen Blick auf die bereits genannten Ägineten werfen, die Gruppe von zwölf Giebelfiguren aus dem Aphaiatempel: Sie stellen einen Kampf aus dem Trojanischen Krieg dar und faszinieren durch die Harmonie archaischer und klassischer Stilelemente. Jede dieser Skulpturen erzählt ihre eigene Geschichte und gibt dir die Gelegenheit, Mythen, Götter und Menschen der Antike aus nächster Nähe zu erleben.
Neben der ständigen Ausstellung der Skulpturen bietet die Glyptothek ihren Besuchern vielfältige weitere Angebote. Regelmäßig finden Sonderausstellungen und Veranstaltungen statt, die spannende Aspekte der antiken Kunst beleuchten – etwa Ausstellungen zur Farbigkeit antiker Skulpturen oder zur Wirkung des Lichts in römischen Thermen. Auch die Nachwirkung der Antike in späteren Epochen wird in solchen Events thematisiert. Ein besonderes Highlight im Veranstaltungskalender sind die alljährlichen Theaterspiele im Innenhof der Glyptothek. Seit über 30 Jahren wird im Sommer der malerische Museumsinnenhof zur Open-Air-Bühne für Inszenierungen antiker Dramen und anderer Theaterstücke – ein Kulturereignis, das weit über München hinaus bekannt ist. Stell dir vor, du sitzt an einem lauen Juli-Abend zwischen den beleuchteten Marmorstatuen und verfolgst eine Aufführung von „Iphigenie“ oder „Kassandra“ – ein unvergleichliches Erlebnis!
Die Glyptothek ist Teil des Kunstareals am Königsplatz und bildet zusammen mit den gegenüberliegenden Staatlichen Antikensammlungen und den Propyläen ein eindrucksvolles Ensemble klassizistischer Bauten. Dein Ticket berechtigt dich nicht nur zum Eintritt in die Glyptothek, sondern gilt auch für die Antikensammlungen auf der anderen Seite des Königsplatzes, wo Tausende weiterer Artefakte wie griechische Vasen, Bronzen und Goldschmuck ausgestellt sind. Somit kannst du gleich zwei Museen auf einmal entdecken und verstehen, warum München den Beinamen „Isar-Athen“ trägt. Praktisch für dich: Jeden Sonntag kostet der Eintritt in beiden Häusern nur 1 Euro pro Person, und Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben generell freien Eintritt. So steht einem spontanen Sonntagsausflug in die Antike nichts im Wege.
Nach dem Rundgang durch die Säle lädt das Museumscafé im Innenhof der Glyptothek zum Verweilen ein. In mediterraner Atmosphäre – umgeben von den Arkaden und Rankpflanzen des Innenhofs – kannst du hier vielleicht den besten italienischen Kaffee der Stadt genießen. Dazu werden feine Panini, Salate und Kuchen serviert; sogar ein Glas des hauseigenen fränkischen „Museumsweins“ kannst du dir gönnen. Das Café ist selbst für viele Münchner ein Geheimtipp und macht die Glyptothek zu einem Ort, an dem Kunstgenuss und gemütliche Pausen Hand in Hand gehen.
Die Glyptothek München ist nicht nur ein Museum, sondern eine Zeitmaschine in die Antike. Jede Statue und jedes Relief erzählt dir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten und erweckt die Mythen und Helden der Griechen und Römer zu neuem Leben. Wenn du dich für Kunst und Geschichte interessierst, wirst du von der besonderen Stimmung dieses Museums begeistert sein. Ein Besuch der Glyptothek – und sei es nur für eine Stunde oder einen Kaffee im Innenhof – ist für dich ein absolutes Muss bei einem München-Besuch!
Glyptothek
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