Der Ostfriedhof in München-Obergiesing – eine grüne Oase mit historischen Bauwerken (zentral die Aussegnungshalle mit Kuppel). Du merkst sofort: Dies ist kein gewöhnlicher Friedhof. Zwischen alten Bäumen, weiten Wegen und kunstvollen Gräbern findest du hier einen Ort der Ruhe mitten in der Stadt. Auf dem Ostfriedhof trifft Geschichte auf Natur – ein Platz zum Innehalten, der zugleich viel über München erzählt. Schon beim Betreten durch das Eingangstor am St.-Martins-Platz stehst du vor der imposanten Aussegnungshalle mit ihrer Kuppel. Dahinter erstrecken sich geordnete Gräberfelder und sogar zwei historische Kaskadenbrunnen. Ob du an Münchens Vergangenheit interessiert bist oder einfach einen stillen Spaziergang suchst: Der Ostfriedhof empfängt dich mit einer Atmosphäre, die fernab vom Trubel liegt und doch voller Geschichten steckt.
Ein prominenter Ort der Erinnerung: Auf dem Ostfriedhof findest du das Mausoleum von Rudolph Moshammer, einer der schillerndsten Persönlichkeiten Münchens. Moshammer war ein bekannter Modemacher („Modezar“) – ermordet im Jahr 2005 – und liegt hier neben seiner geliebten Mutter Else begraben. Schon 1988 hatte er das klassizistisch gestaltete Mausoleum am Ostfriedhof als Familiengrab erworben, um seiner Mutter eine würdevolle Ruhestätte zu schaffen (und sich selbst gleich mit eingeplant). Vor dem kleinen tempelartigen Bau entdeckst du zwei runde Tafeln mit den Namen Else und Rudolph Moshammer – ein Anblick, der vielen Münchnern vertraut ist. Oft schmücken frische Blumen und Andenken diesen Ort, denn „Mosi“ war in der Stadt überaus beliebt. Das Moshammer-Mausoleum sticht zwischen den Gräbern heraus und erzählt von der Verbundenheit eines Sohnes zu seiner Mutter – ein Stück Münchner Zeitgeschichte im Osten der Stadt.
Die Wurzeln des Ostfriedhofs reichen weit zurück: Bereits 1817 entstand an der Tegernseer Landstraße ein erster Friedhof der Vorstadt Au, der später in den Ostfriedhof einbezogen wurde. Mit dem rasanten Wachstum Münchens gegen Ende des 19. Jahrhunderts brauchte die Stadt neue Friedhöfe. So entwarf Hans Grässel einen großzügigen Anlagenfriedhof in Obergiesing. 1894–1900 wurde die eindrucksvolle Friedhofsanlage am St.-Martins-Platz nach seinen Plänen erbaut. Zentral entstand die Aussegnungshalle mit ihrer mächtigen Kuppel (das Deckengemälde schuf Josef Guntermann). Arkadengräber umrahmten einen Forum genannten Ehrenhof, in dessen Mitte Reihengräber angeordnet wurden – eine damals neue, hofartige Anlageform. 1900 ging der Ostfriedhof offiziell in Betrieb und zählte fortan zu den vier großen Münchner Friedhöfen.
In den folgenden Jahrzehnten spiegelte der Friedhof auch die Geschichte der Stadt wider. Nach der Ermordung des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner 1919 wurde dieser im Ostfriedhof kremiert. Wenige Jahre später, 1922, weihte man ein Denkmal „Den Toten der Revolution“ auf dem Friedhof, in dessen Sockel Eisners Urne eingelassen war. Doch schon 1933 – kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten – wurde dieses Revolutionsdenkmal gewaltsam entfernt. (Eisners Überreste überführte man auf den Neuen Israelitischen Friedhof; das zerstörte Denkmal wurde nach 1945 originalgetreu rekonstruiert.) Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Ostfriedhof schwere Schäden. Die alte Auer Friedhofskapelle wurde zerstört, und die große Aussegnungshalle brannte aus. In den Jahren 1951/52 baute der Architekt Hans Döllgast die Kuppelhalle in vereinfachter Form wieder auf. Einige Zeit blieben auch die prächtigen Kaskaden-Brunnen von 1900 außer Betrieb – erst 2017 sprudelten sie nach Restaurierung wieder.
Heute präsentiert sich der Ostfriedhof als denkmalgeschütztes Ensemble, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Viele der historischen Grabmäler und Gebäude stehen unter Schutz und erinnern an verschiedene Epochen Münchens. Trotz seiner Geschichte ist der Friedhof kein verstaubter Ort: Er wird bis heute aktiv genutzt und liebevoll gepflegt. Für dich als Besucher bedeutet das: Du kannst hier nicht nur Grabsteine und Mausoleen berühmter Münchner entdecken, sondern auch auf den schattigen Wegen spazieren gehen und die Stille genießen. Der Ostfriedhof erzählt auf Schritt und Tritt Stadtgeschichte – und bietet zugleich einen grünen Rückzugsort, an dem du dem hektischen Alltag für eine Weile entkommst.
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